Blaupunktbuntbarsch "electric blue" (Andinoacara pulcher sp.)
Meine Blaupunktbuntbarsche "electric blue" erhielt ich von Uwe und Robin aus Worms. Sie hatten sie gezüchtet, mussten aber leider aus Kostengründen ihr Hobby aufgeben. Als sie ihre Anlage leer machten, übernahm ich die Jungfische ihrer Blaupunktbuntbarsche und zog sie groß.
Die groß gezogenen Tiere gab ich, bis auf zwei Paare, an den Fachhandel ab. Ich ließ die vier Fische zusammen in einem 180 Liter Aquarium sitzen. Im Dezember 2022 laichte das erste Weibchen ab. Ich hatte unser hartes Lorscher Leitungswasser nicht einmal mit Osmose Wasser verschnitten, da ich noch gar nicht mit dem Ablaichen gerechnet hatte. Seltsamerweise kümmerte sich nur das Weibchen um die Eier und verjagte alle drei anderen Fische, selbst ihren Mann. In der Hoffnung, das Paar würde sich doch wieder zusammen finden, ließ ich vorerst alle vier Fische im Aquarium. Dadurch wurden die Attacken des Weibchens nicht weniger und die Anzahl der Jungfische schrumpfte. Also ließ ich nur das Weibchen mit ihren verbliebenen ca. 20 Jungfischen im Becken und setzte die anderen Drei in ein anderes Aquarium. Sechs Tage später hatte das andere Weibchen abgelaicht und auch sie verjagte beide Männern.
Eigentlich müssten Blaupunktbuntbarsche Elternfamilien bilden, also beide Eltern sollten sich um die Aufzucht der Jungfische kümmern. Vermutlich wurde das vergessen meinen Fischen mitzuteilen. Bin gespannt, wieviele sie durchbekommen wird, oder ob sie sie vielleicht doch noch frisst. Umgebettet hat sie die zappelnden Jungen bereits. Als Ablaichplatz diente die Oberseite der Laichhöhle, die in der linken unteren Hälfte zu sehen ist. Sicherheitshalber setzte ich die zwei Männchen in ein anderes Aquarium um und ließ die Mutter bei ihren Babys. Am 18.12.2022 kümmert sie sich rührend um die Kleinen, die noch nicht frei schwimmen.
ab dem 22.12.2022 schwimmen die Jungfische frei
Mitte Januar 2023 sind die Kleinen schon nicht mehr so anhänglich und mutiger
Ich habe das Weibchen von den Jungfischen getrennt und sie zu einem Männchen gesetzt.
Er fand das ganz prima, wie man sieht.
und schon am nächsten Tag hatten sie abgelaicht.
Leider verjagte das Weibchen schon wieder das Männchen und kümmerte sich alleine um die Eier.
Anderes Aquarium: Nachdem das Männchen wieder vertrieben wurde, setzte ich es zu einem anderen Weibchen.
Dieses Mal ließ ich das Paar aber nicht alleine. Sie teilten sich das Aquarium mit einem Pärchen Buckelkopfbuntbarschen.
Ich weiß, was Sie jetzt denken und Sie haben recht: Steatocranus casuarius sind afrikanische Cichliden und Aequidens pulcher kommen ursprünglich aus Südamerika. Da meine gepflegten Tiere bereits seit Generationen in Deutschland vermehrt wurden und sie sich unserem Wasser angepasst haben, sehe ich darin aber kein Problem. Natürlich respektiere ich Aquarianer, die einen Aquarienbesatz nach Herkunftskontinenten bevorzugen, finde es aber auch nicht verwerflich, wenn Aquarianer Tiere aus verschiedenen Kontinenten zusammen setzen wollen. Solange die sich durch ihr Verhalten und ihre Ansprüche nicht gegenseitig stören, sehe ich keinen Grund, der einer Vergesellschaftung entgegen stehen würde. Wir dürfen nicht vergessen, dass die meisten im Handel angebotenen Tiere ihre Ursprungskontinente nie gesehen und die dortigen Wasserverhältnisse und Lebensbedingungen nie erlebt haben. Es handelt sich in der Regel um domestizierte Haustiere, die sich über Generationen an die bequemen und sicheren Lebensbedingungen im Aquarium angepasst haben. Dadurch verloren sie ihre Scheu und Zurückhaltung. In der Natur wären sie die ersten, die gefressen würden, weil sie die dortigen Gefahren nicht kennen.
In meinem Fall haben die höhlenbrütenden Buckelkopfbuntbarsche ihre Laichhöhle und ca. 70 cm davon entfernt liegt die Tonhöhle der Blaupunktbuntbarsche. Natürlich ist bei diesem Versuch die Gefahr groß, dass die Jungen gefressen werden. Will man möglichst viele Jungfische aufwachsen lassen, empfiehlt sich immer nur die Zuchttiere, ohne Beifische, in einem Aquarium zu pflegen. Bei einigen Fischarten, die sich nicht um ihre Brut kümmern (beispielsweise Bärblinge und Salmler), ist es sogar gut die Elterntiere nach dem Ablaichen zu entfernen, da sie sonst ihre eigenen Eier fressen.
Ich startete diesen Versuch, um zu sehen, ob sich das Paar zusammen tut, wenn es mit Freßfeinden für seine Jungen konfrontiert wird, oder ob selbst dann das Weibchen sich alleine um die Jungen kümmert.
Normalerweise sollten sich bei den Blaupunktbuntbarschen beide Elternteile um die Aufzucht der Jungfische kümmern.
Taten sie bei mir aber bisher noch nie. Also versuchte ich natürliche Begebenheiten zu schaffen. In der Natur ist es leider normal, dass ein Großteil des Nachwuchses anderen Tieren zum Opfer fällt. Ein logischer Grund in der Tierhaltung keine natürlichen Gegebenheiten nachstellen zu wollen, sondern den Zuchttieren eine friedliche Umgebung, ohne Stress, Gefahren und Ablenkung zu schaffen.
Hier sieht man, wie das Weibchen sein Gelege verteidigt und den Buckelkopfbuntbarsch vertreibt, der den Eiern zu nahe kam. Das Männchen sieht man auf dem Ausschnitt leider nicht. Er ist aber noch vom Weibchen geduldet.
Vermessen von mir zu glauben, nach nur einem Versuch würden die Tiere ihr natürliches Verhalten zeigen. Natürlich verjagte das Weibchen wieder ihr Männchen und ich musste es heraus fangen. Alleine konnte sie ihre Jungfische dauerhaft nicht schützen.
Obwohl die Möglichkeit besteht, dass sie in Zukunft dazu lernt, teste ich es nicht weiter aus. Sobald das Paar im Zuchtbecken, das sie alleine bewohnen, abgelaicht hat, und das Männchen danach vertrieben wurde, fange ich zukünftig das gejagte Männchen heraus und lasse das Mädel alleine ihren Nachwuchs aufziehen. Diese Methode erwies sich als am wenigsten stressig für alle Beteiligten und die Jungfische haben die größte Überlebenschance.
30.08.2023 - ich musste es doch wieder versuchen........ und es scheint dieses Mal zu funktionieren. Wahre Liebe sieht anders aus, aber immerhin toleriert sich das Paar mittlerweile bei der Aufzucht der Babys. Auch wenn es nur wenige Jungfische sind, die links unten in der Ecke zappeln, hoffe ich zukünftig auf mehr Harmonie und mehr Babys.
Mehr Harmonie scheint am 31.08. bereits zu funktionieren. Sie giften sich immer weniger an und kümmern sich im Wechsel um die Babys. Mich vor der Scheibe finden sie nicht nicht so prickelnd, was ich durchaus nachvollziehen kann. Hoffentlich bekommen sie ihre Jungen groß. Die Kleinen merken sich das Verhalten ihrer Eltern und die Chance, dass sie brutpflegende Paare bilden, ist weitaus höher, als wenn sich nur ein Elternteil um sie kümmert (wie das bisher bei mir leider immer der Fall war).
Unverhofft kommt oft. Ende Dezember 2023 laichte ein Paar der Jungfische im Aquarium ab, in dem ich ca. 10 Fische größer ziehen wollte, um neue Zuchtpaare zu bekommen. Ich dachte mir, dass die Jungfische keine Chance hätten, schon gar nicht wenn, wie bisher leider meistens, nur das Weibchen den Schutz übernimmt. Doch dieses Mal verhielt sich das Paar anders. Beide Elternteile scheuchten die restlichen Fische von ihrem Gelege weg. Die Jungfische wuchsen und wurden von den anderen Aequidens nicht als willkommene Abwechslung auf der Speisekarte angesehen. Sie ließen die Babys in Ruhe. Die Eltern verteidigten weiterhin die frei schwimmenden Jungfische. Die Idee mit den Feindfischen war damals also gar nicht so dumm, nur sahen die damaligen Zuchttiere die Feindfische anscheinend nicht als ernst zu nehmende Bedrohung an. Bei den eigenen Artgenossen verhielt es sich jetzt anders.
Januar 2024, ca. 50 Jungfische schwimmen. Der Beschützerinstinkt der Eltern hat nachgelassen. Die anderen Aequidens beachten die Jungfische weiterhin nicht.